“Erinnern heisst erfinden”. Der vergessene Roman „Der Überläufer“ von Siegfried Lenz beschreibt die letzten Kriegsjahre aus Sicht einer kleinen Gruppe deutscher Soldaten. Sie sind von der Aussenwelt abgeschottet und umzingelt von Partisanen, Sumpf und Moskitos.
Gemäss Lenz Auffassung, eine Geschichte zu erzählen heisst sich zu erinnern. Spielt die chronologische Wirklichkeit keine grosse Rolle mehr, sondern nimmt die Rolle der Zeugin ein. Jeder hat seine persönliche Biografie und jede Biografie ist mit die des anderen Verbunden. Wirklichkeit und Fiktion fliessen ineinander. Der Wald, der Unterschlupf die gesamte Umwelt wurde zu einer abstrakten bizarren Holzstruktur umgewandelt und in einem leeren schwarzen Raum gesetzt. Einzig die Kostüme erinnern eher an einem kindlichen Kriegsspiel auf dem Pausenhof. Was damals als wage Erinnerung von Siegfried Lenz entworfen wurde, wirkt heute sehr nah und könnte in unserer Ästhetik ein modernes „Räuber und Gendarmes“ auf dem Spielplatz sein….einzig ein bitteres Nachgeschmack erinnert uns daran, dass unsere Welt nicht in Gut und Böse geteilt ist, sondern in einem leichten Wahn dazwischen liegt.
Premiere 23.01.17 – HKB & Konzert Theater Bern, Bern